Wie ist das eigentlich

mit der Arbeit und psychischer Gesundheit?

Die Psyche erfährt mehr Akzeptanz

Über die psychische Gesundheit zu sprechen ist zwar noch längst nicht so „normal“ wie über unsere körperliche Verfassung zu sprechen. Allerdings befinden wir uns auf dem richtigen Weg, nicht zuletzt durch die immer noch steigende, öffentliche Aufmerksamkeit verbunden mit zahlreichen (Fach-) Artikeln und Studien. Das Thema erfährt so eine Sensibilisierung und Enttabuisierung. Es entsteht mehr Verständnis, dass Körper und Geist zusammengehören und beides zu pflegen ist, wenn sie gesund bleiben sollen. Als Konsequenz dieser Entwicklung werden Erkrankungen bei Betroffenen früher, besser und häufiger erkannt und professionell behandelt.

Besonders der letzte Punkt erfährt unglücklicherweise noch mehr Aufmerksamkeit als das Thema Psyche selbst: Der Anstieg der Diagnosen von psychischen Erkrankungen in den Statistiken der Kranken- und Rentenversicherungen. Er führt zu der Annahme, dass psychische Erkrankungen nahezu explosionsartig auf dem Vormarsch seien und zwar überall auf der Welt. Dem ist zum Glück nicht so.

Viele Studien zeigen, u.a. vom Robert-Koch-Institut, dass psychische Erkrankungen in der Gesellschaft nicht zunehmen (u.a. Jacobi et al., 2014; Jacobi & Linden, 2018; Knieps & Pfaff, 2020; Deutscher Bundestag, 2018). Es steigen jedoch die Diagnosen und nähern sich der Zahl derer, die tatsächlich psychisch erkrankt sind. Der Wandel der Arbeit ist demnach nicht gesundheitsgefährdend (Zielke, 2017) – allerdings bringt er neue bzw. andere Belastungsfaktoren mit sich, z. B. andere Arbeitsstrukturen und neue Arbeitsmittel. Zudem sind Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten sowie das Bundesgesundheitsministerium und die Sozialversicherungsträger angehalten, dass Versorgungsystem weiter auszubauen, um psychisch Erkrankten besser und schneller zu helfen.

Es entsteht mehr Verständnis, dass Körper und Geist zusammengehören und beides zu pflegen ist, wenn sie gesund bleiben sollen.

Vielfältige Ursachen für psychische Erkrankungen

Eine psychische Erkrankung (oder Störung) ist eine krankheitsbedingte Veränderung im Erleben und Verhalten mit Auswirkung auf Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Selbstwahrnehmung. Die Erkrankung muss klinisch diagnostiziert werden und ist meist verbunden mit Leiden und Behinderung des sozialen sowie beruflichen Lebens (siehe die Klassifikationssysteme für Krankheiten ICD-10 bzw. psychischer Störungen DSM-5). Arbeit ist niemals alleinige Ursache für eine psychische Erkrankung (Windemuth, 2014). Psychische Erkrankungen entstehen aus einem Zusammenspiel unserer Biologie (z.B. genetische Veranlagungen), sozialer Faktoren (z.B. elterliche Erziehung), unserer Psyche (z.B. Bewältigungsstrategien bei Konflikten) und starken Stressfaktoren (z.B. ein schwerer Unfall). Daher sind psychische Erkrankungen auch keine Berufskrankheit. Typische Erkrankungen sind Depressionen, Angststörungen oder auch Alkoholabhängigkeit. Burnout ist keine psychische Erkrankung (auch nicht nach ICD-11), sondern ein Faktor, der die Entwicklung psychischer Erkrankungen beeinflussen kann. Berufstätigkeit selbst ist ein Schutzfaktor für psychischer Erkrankungen und für die meisten psychisch Erkrankten hat Arbeit einen hohen Stellenwert (IAB, 2021)

Eine psychische Erkrankung (oder Störung) ist eine krankheitsbedingte Veränderung im Erleben und Verhalten mit Auswirkung auf Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Selbstwahrnehmung. Die Erkrankung muss klinisch diagnostiziert werden und ist meist verbunden mit Leiden und Behinderung des sozialen sowie beruflichen Lebens (siehe die Klassifikationssysteme für Krankheiten ICD-10 bzw. psychischer Störungen DSM-5). Arbeit ist niemals alleinige Ursache für eine psychische Erkrankung (Windemuth, 2014). Psychische Erkrankungen entstehen aus einem Zusammenspiel unserer Biologie (z.B. genetische Veranlagungen), sozialer Faktoren (z.B. elterliche Erziehung), unserer Psyche (z.B. Bewältigungsstrategien bei Konflikten) und starken Stressfaktoren (z.B. ein schwerer Unfall). Daher sind psychische Erkrankungen auch keine Berufskrankheit. Typische Erkrankungen sind Depressionen, Angststörungen oder auch Alkoholabhängigkeit. Burnout ist keine psychische Erkrankung (auch nicht nach ICD-11), sondern ein Faktor, der die Entwicklung psychischer Erkrankungen beeinflussen kann. Berufstätigkeit selbst ist ein Schutzfaktor für psychischer Erkrankungen und für die meisten psychisch Erkrankten hat Arbeit einen hohen Stellenwert (IAB, 2021)

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Arbeitsunfähigkeit der AOK-Mitglieder nach Krankheitsarten 2020

(Für detaillierte Infos mit der Mouse über die Balken gehen.)

Der Anteil der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitsfälle liegt mit 5,4 % hinter Atemwegs-, Muskel-Skelett, Herz/Kreislauf- und Verdauungserkrankungen, auf Platz 5 als Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Allerdings sind psychische Erkrankungen häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden, sodass sie nach den langen Ausfallzeiten durch Muskel-Skelett-Erkrankungen den 2. Platz belegen (die Angaben beziehen sich jeweils auf den 1. Januar eines Jahres).

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO; Fehlzeiten-Report 2021), eigene Darstellung der BDA

Der Anteil der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitsfälle liegt mit 5,4 % hinter Atemwegs-, Muskel-Skelett, Herz/Kreislauf- und Verdauungserkrankungen, auf Platz 5 als Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Allerdings sind psychische Erkrankungen häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden, sodass sie nach den langen Ausfallzeiten durch Muskel-Skelett-Erkrankungen den 2. Platz belegen (die Angaben beziehen sich jeweils auf den 1. Januar eines Jahres).

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO; Fehlzeiten-Report 2021), eigene Darstellung der BDA

Welche Rolle spielt nun die Arbeit bei psychischen Erkrankungen?

Grundsätzlich hat Arbeit einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und persönliche Entwicklung. Über die Sicherung des Lebensunterhalts hinaus kann gute Arbeit eine Quelle von Lebenssinn, Selbstvertrauen oder Zufriedenheit sein. Zudem strukturiert Arbeit über weite Teile des Lebens den Ablauf des Alltags, ermöglicht soziale Kontakt und Anerkennung (Knieps & Pfaff, 2020; Enste & Ewers, 2014). Zahlreiche Fachgesellschaften sowie Patientenorganisationen, wie die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, unterstützen die Aussage, dass Arbeit z. B. die Genesung von Depressionen unterstützt und vor einer Erkrankung schützen kann (Stiftung Deutsche Depressionshilfe, 2020). Allerdings können Fehlbelastungen bei der Arbeit (wie permanenter, hoher Zeitdruck, ständige Arbeitsunterbrechungen oder Konflikte) Gesundheitsprobleme mitverursachen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, psychische Störungen zu entwickeln.

Für Unternehmen ist die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten zentral. Denn neben dem Wunsch nach motivierten und zufriedenen Beschäftigten ist klar, dass psychische Erkrankungen zu weniger Leistung, Unfallgefahren und Fehlzeiten führen. Daher ist es auch gesetzliche Aufgabe der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Gefährdungen durch psychische Belastung zu reduzieren. Mit Erfolg: Seit 2005 nehmen gefährdende, psychische Belastungsfaktoren wie hohes Arbeitstempo sowie Termin- und Leistungsdruck weiter ab (BAuA 2020b; Eurofound, 2015). Im europäischen Vergleich sind die psychischen Anforderungen durchweg geringer als der EU-Durchschnitt. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 nahm die Arbeitsbelastung ab und Ressourcen (also positive und schützende Faktoren bei Belastung) bei der Arbeit nahmen zu bzw. blieben auf konstant hohem Niveau (BAuA, 2020b). Ein Großteil der Erwerbstätigen in Deutschland (87 %) und auch in der EU (85 %) haben zudem immer oder meistens das Gefühl, sinnvolle Arbeit zu verrichten (Eurofound, 2015[1]). Das ist eine sehr wichtige psychologische Ressource bei der Arbeit, die unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unterstützt!

Allerdings gibt es auch weiterhin für Unternehmen Entwicklungspotenzial und Herausforderungen: Beispielsweise zeigt sich, dass 48 % Beschäftigte Termin- und Leistungsdruck erleben (BAuA, 2020b). Ursache könnte sein, dass der Einfluss auf die Arbeitsmenge gesunken ist währenddessen die Möglichkeit, die eigene Arbeit selbst zu planen und einzuteilen, stabil geblieben ist. Auch das Potenzial der Unterstützung durch die Führungskraft kann noch weiter ausgeschöpft werden. Interessant ist, dass obwohl die Rahmenbedingungen der Arbeit immer besser werden, die wahrgenommene, subjektive Belastung anzusteigen scheint (BAuA, 2020b).

[1] Aktuelle Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Weiterführende Informationen: